Osteopathie


Entstehung der Osteopathie

Vor gut 120 Jahren begründete der amerikanische Arzt Andrew Taylor Still (1828- 1917) die Osteopathie. Er war mit den Ergebnissen und Arbeitsweisen der damaligen Medizin nicht zufrieden. Deshalb suchte Still nach einem neuen Verständnis von Gesundheit, von Krankheit, von den Zusammenhängen des menschlichen Körpers und von dem, was Medizin sein sollte. Seine grundlegenden Einsichten bilden bis heute das Fundament der osteopathischen Medizin:

- Die Betrachtung des Organismus als Einheit.

- Die Bedeutung der lebensnotwendigen Mobilität (Beweglichkeit) aller Gewebe und Strukturen im Körper

- Die Fähigkeit des Organismus zur Selbstregulierung

- Der enge Zusammenhang und die Wechselwirkung von Struktur und Funktion

Seit Still hat sich die Osteopathie immer weiter entwickelt und ist um wesentliche Bereiche ergänzt worden.
Am Anfang des Jahrhunderts kam die Osteopathie nach Großbritannien, in den fünfziger Jahren gelangte sie nach Frankreich und Belgien und in den achtziger Jahren nach Deutschland. Inzwischen ist die Osteopathie in vielen Ländern ein bewährtes und allgemein anerkanntes, ganzheitliches medizinisches Konzept.

Was ist Osteopathie ?

Die Osteopathie ist ein ganzheitliches, naturheilkundliches medizinisches Konzept. Sie ist eine manuelle Behandlungsform. Funktionsstörungen, die mit Bewegungseinschränkungen einhergehen und in den verschiedenen Geweben des Körpers Gesundheit und Wohlbefinden beeinträchtigen, werden tastend diagnostiziert und behandelt.

Grundlage der Behandlung ist ein ganzheitliches Körperverständnis, verbunden mit genauen Kenntnissen der Anatomie sowie eine geschulte Hand.
Die Osteopathie gliedert sich in drei Teilgebiete auf:

Strukturelle Osteopathie: die Behandlung ausgehend vom Bewegungsapparat (Wirbelsäule, Gelenke, Muskeln, Sehnen, Bänder)

Viscerale Osteopathie: die Behandlung ausgehend von Organen und Organsystemen (Magen, Darm, Nieren, Gefäße usw.)

Cranio-Sacrale Osteopathie: die Behandlung ausgehend vom Wissen um die Bedeutung der Verbindung von Schädel (Cranium) und Kreuzbein (Sacrum).

Eine der wesentlichen Grundlagen nach dem Verständnis der Osteopathie ist die lebensnotwendige Bewegung und Beweglichkeit der Gewebe des Organismus. Unser Körper stimmt alle lebensnotwendigen Funktionen in ständiger Wechselwirkung aufeinander ab. Zu diesen Funktionen zählen u.a.:der pulsierende Blutstrom, die rhythmische Atembewegung, die unwillkürliche Arbeit aller Verdauungsorgane und nicht zuletzt die Bewegung der Muskulatur, der Gelenke und die Elastizität der verbindenden Gewebe. Wird die Bewegungsmöglichkeit einzelner Körperstrukturen eingeschränkt, beeinflusst das auch deren Funktion. Umgekehrt führt auch eine Funktionsstörung zu einer Bewegungseinschränkung. Nicht immer signalisiert uns der Körper eine Funktionsstörung durch Schmerzen oder andere Beschwerden. Der Organismus ist sehr anpassungsfähig und kann viele Störungen und die damit einhergehenden veränderten Druck- und Spannungsverhältnisse ausgleichen indem sich die umliegenden Gewebestrukturen anpassen.


Im Laufe von Monaten oder Jahren können sich so ganze Spannungsketten im Körper bilden, die sich z.B. in Form einer veränderten Körperhaltung zeigen. Ein Störungsfeld kann sich also verlagern und sich in anderen Bereichen des Körpers auswirken. Ist die Ausgleichsfähigkeit des Körpers erschöpft, dann genügt schon ein geringer physischer oder auch psychischer Impuls, um möglicherweise starke Reaktionen hervorzurufen. Diese können jetzt auch an entfernten Körperstellen auftreten. So kann z.B. ein Luftzug, eine ungeschickte Bewegung, ein zu schweres Essen einen Hexenschuss hervorrufen, wobei dieser das Symptom, die Ursache aber ein früher umgeknicktes Fußgelenk sein kann. Die Bedeutung der Osteopathie liegt hier im Auffinden und Behandeln des Hintergrundes der vordergründigen Beschwerden. Mit geschulten Händen kann der Osteopath Funktionsstörungen ertasten, die sich ihm in Form von Bewegungseinschränkungen zeigen. In der Behandlung löst der Osteopath diese Einschränkungen und hilft dem Körper die Funktionsstörungen zu beheben.



Warum Osteopathie?

Osteopathen behandeln den ganzen Menschen, nicht einzelne Krankheiten oder Symptome. Jeder Mensch hat eine eigene Geschichte, auch was die Entstehung seiner Beschwerden betrifft. Osteopathen suchen, vom einzelnen Patienten ausgehend, nach den vielfältigen möglichen Ursachen und behandeln diese. Deshalb können Osteopathen bei akuten und chronischen Leiden oft Hilfe bringen.

Wenn im Nachfolgenden Anwendungsbereiche, also sogenannte Indikationen, aufgezählt werden, dient dies zu einer ersten Orientierung. Man kann nicht zu einem Osteopathen gehen wenn man nicht weiss, was er behandeln kann. In sofern sind die hier aufgeführten Beschwerdebilder Symptome, bei denen es im allgemeinen und aus der Erfahrung der Osteopathie heraus gerechtfertigt ist, einen Osteopathen aufzusuchen. Ob die Osteopathie im konkreten eigenen Fall dann tatsächlich die Therapie der 1. Wahl sein wird, hängt von der genauen Befragung (Anamnese, Erstgespräch) und den Ergebnissen einer gründlichen Erstuntersuchung ab:

Im internistischen Bereich z.B. bei Verdauungsstörungen, Sodbrennen, Organsenkungen, Operationsfolgen wie Narben oder Verwachsungen, bei funktionellen Herzbeschwerden, bei venösen Stauungsbeschwerden wie Hämorrhoiden und Krampfadern, bei häufig wiederkehrenden Blasenentzündungen u. v. mehr.

Im Bereich des Bewegungsapparates bei allen Beschwerden wie Hexenschuss, Lumbago, Ischias; Gelenkproblemen an Knie, Hüfte, Schulter, Ellbogen, Handgelenk; nach Schleudertrauma, Verstauchungen und anderen Verletzungsfolgen. Betreuung von Frauen in der Schwangerschaft

Im Sport zur Wiederherstellung nach Verletzungen, zum Erhaltung oder zur Verbesserung der Beweglichkeit, zur Verbesserung der Leistung

Im Hals-Nasen-Ohren Bereich z.B. bei Nasennebenhöhlenentzündungen, chronischen Mittelohr- oder Mandelentzündungen, bei Schwindel, bei Ohrgeräuschen (Tinnitus), und nach Hörsturz


Im Zahn - Kiefer Bereich in Begleitung fachärztlicher Behandlung bei Kiefergelenksproblemen und allen bissregulierenden Maßnahmen

Im urogenitalen Bereich bei chronischen Blasenentzündungen, bei Inkontinenz, Entleerungsstörungen, Organsenkungen, begleitend bei chronischen Nierenproblemen, bei Menstruationsbeschwerden

Im Bereich der Kinderheilkunde bei Geburtsfolgen wie Schädel- oder Gesichtverformungen, bei Formen des kindlichen Schiefhalses, bei Skoliosen, Hüftdysplasien, Verdauungsstörungen, Blähungen der Kinder, bei "Spuckkindern", bei Lern- und Konzentrationsstörungen, in der Begleitung der Entwicklung behinderter Kinder.



Ausbildung in Osteopathie bzw. weitergehende Anfragen zu diesem Thema sind u.a. möglich bei der Still-Academy in Münster oder dem Verband der Osteopathen Deutschland e.V. (V.O.D. e.V.).